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Herstellung schmieden damastmesser damaststahl
Damastmesser schmieden - Quelle: Marina Varnava | Shutterstock.com
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Wie wird ein Damastmesser hergestellt?

Die Herstellung es Damastmessers ist sehr aufwendig und erfordert sehr viel Erfahrung. Insbesondere die handgeschmiedeten Damastmesser zeichnen sich durch ihre sehr gute Qualität aus, die abhängig von der richtigen Mischung der Stähle, der richtigen Anzahl an Lagen und einer guten Verarbeitung der Klinge ist. Nur wenn jeder einzelner Arbeitsschritt mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt wurde, kann das Damastmesser seine Schärfe und Langlebigkeit erhalten.

Schritt 1: Rohmaterialien auswählen

Ausgang der Damastmesser Herstellung ist die passende Auswahl der Stähle. Grundsätzlich nimmt man 2 verschiedene Stahlsorten mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften. Meist wird hier ein weicher mit einem harten Stahl kombiniert, um die Vorteile beider Stähle zu vereinen. Der weiche Stahl macht das Damastmesser später flexibel und der harte Stahl sorgt später für die scharfe Klinge.

Die Kombination der Stahlsorten muss zum später Verwendungszweck des Damastmessers passen. Für ein Küchenmesser aus Damaststahl verwendet man eine andere Materialpaarung als für ein Damast Jagdmesser. Jeder Messerschmied hat sein eigenes Rezept. Das macht jedes Damastmesser so einzigartig.

Durch die unterschiedlichen Stähle entsteht später auch das typische Damastmuster. Eine Stahlmischung für ein Damastmesser wäre zum Beispiel die Kombination aus einem Nickelstahl und einem 1.2842 Manganstahl. Später nach dem Ätzen des Damastmessers, wird der Nickelstahl sich silbern abzeichnen und der Manganstahl zeichnet später schwarz.

Schritt 2: Schichten der verschiedenen Stähle

Nach der Auswahl der verschiedenen Stahlsorten müssen diese nun in Schichten zu einem Paket angeordnet werden. Ob man sie als Platten aufeinanderschichten oder wie ein Würfel zusammensetzt, spielt dabei keine Rolle. Lediglich das Damastmuster wird unterschiedlich sein. Wichtig ist nur, dass die verschiedenen Stähle abwechselnd zueinander angeordnet werden.

Nach dem Zusammensetzen der Stähle zu einem Paket, wird dieses mit einer Naht verschweißt. Die Naht sorgt dafür, dass die einzelnen Stähle beim Schmieden nicht verrutschen. Nun wird ein Metallstab angeschweißt, mit dem man das Stahlpaket in den Ofen hält und es schmiedet. Je mehr Schichten man in das Stahlpaket packt, desto mehr Lagen hat das Damastmesser später. Fängt man bereits mit 20 Lagen an, hat man bereits nach 5 Mal falten insgesamt 640 Lagen Damaststahl. Verwendet man zum Beispiel nur 10 Lagen am Anfang, sind es nach 5 Faltung lediglich 320 Lagen.

Schritt 3: Schweißen zum Damaszenerstahl

Um aus dem zusammengesetzten Stahlpaket Damaszenerstahl zu machen, muss dieses nun verschweißt werden. Es ist die eigentliche Bezeichnung dafür, was viele unter Schmieden verstehen. Also den Stahl erhitzen, flach ausklopfen, falten und alles wiederholen. Deshalb wird Damaszenerstahl auch Schweißverbundstahl genannt.

Das Paket wird als Erstes im Ofen auf circa 1100°C erhitzt. Beim Erhitzen oxidiert der Sauerstoff im Stahl und es entsteht eine graue Schicht auf dem Stahl. Diese graue Schicht nennt sich Zunder und ist eine Verunreinigung. Der Zunder muss entfernt werden, da dieser sonst die Qualität des Damaszenerstahls erheblich vermindert. Denn der Zunder verhindert, dass der Stahl sich verbindet und es kann sich kein homogenes Material bilden.

harter weicher stahl damast
Quelle: OSDG | Shutterstock.com

Um den Zunder vom Stahl zu lösen wird Borax eingesetzt. Borax ist ein Natriumsalz der Borsäure und wird kontinuierlich beim Schmieden hinzugefügt. Dazu wird das Borax einfach auf den Stahl gestreut. Vor allem vor dem Falten sollte auf die Auflageflächen des Stahls etwas Borax gestreut werden, damit sich kein Zunder zwischen den einzelnen Lagen befindet.

Nach dem ersten Erhitzen des Stahlpakets wird es kurz rausgeholt und es wird vorsichtig mit einem Hammer auf das Stahlpaket geklopft. Durch das Klopfen sollen sich die Stahlschichten dichter aneinander bewegen. Wenn das Stahlpaket die richtige Temperatur hat, wird es gepresst und so in die Länge gestreckt. Ist es lang genug, kann es umgelegt und gefaltet werden. Vor dem Falten darf das Borax nicht vergessen werden.

damaststahl schmieden herstellen
Quelle: francesco de marco | Shutterstock.com

Wichtig dabei ist die Temperatur des Stahls zu halten. Der Stahl darf nicht zu kalt werden und muss daher regelmäßig zurück in den Ofen. Glüht der Stahl nur noch rot, ist er zu kalt. Er darf aber auch nicht zu heiß werden. Glüht der Stahl weiß oder sprüht sogar Funken, ist er zu heiß geworden und der Stahl ist nicht mehr verwendbar für ein Damastmesser.

Beim Falten ist es besonders wichtig, dass das Stahlpaket genau in der Mitte gefaltet wird. Andernfalls passen die Hälften nicht exakt aufeinander und man hat später keine gleichmäßigen Lagen und damit keine gute Qualität beim Damastmesser. Wie oft der Damaszenerstahl gefaltet wird, hängt davon ab, wie viele Lagen man später haben möchte.

Schritt 4: Schmieden der Klinge

Nachdem das Stahlpaket oft genug gefaltet wurde, folgt nun das eigentliche Schmieden der Messerklinge. Von hier an haben sich die unterschiedlichen Stähle durch das Falten, Klopfen und Erhitzen miteinander verbunden und man kann von Damaszenerstahl sprechen.

Quelle: SFROLOV | Shutterstock.com

Um aus dem verbundenen Damaszenerstahl eine Messerklinge zu schmieden, muss das Stahlpaket zunächst ausgestreckt werden. Dazu wird der Damaszenerstahl zu einem Flachstahl von etwa 5 mm Materialdicke zum Flachstahl ausgeschmiedet. Dabei schmiedet man den Stahl so, dass ein längeres und ein kürzeres Stück entsteht. Das längere Stück wird später die Klinge ergeben und das kurze Stück den Erl, an dem der Griff befestigt wird.

Wärmebehandlung zum Härten der Klinge

Nachdem die grobe Form des Damastmessers herausgeschmiedet wurde, steht nun ein wichtiger Arbeitsschritt im Herstellungsprozess des Damastmessers an. Durch eine Wärmebehandlung des Stahls wird dieser gehärtet und erlangt damit seine endgültige Qualität. Hierfür wird der Damaststahl mehrmals auf 1000°C erhitzt und anschließend abgekühlt. Dadurch wird die Körnung des Stahls feiner und gefügiger. Spannungen im Stahl werden abgebaut und der Stahl bekommt dadurch seine endgültigen Eigenschaften eines Damastmessers. Beim Normalisieren wird der heiße Damaststahl in Öl kurz abgeschreckt. Das mehrmalige Wiederholen dieses Arbeitsschrittes verfeinert das Korn zusätzlich.

Als Letztes kommt der Rohling des Damastmessers zum Ruhen in den Ofen. Über 4 Stunden bei 700°C entspannt sich der Stahl ein letztes Mal. Danach ist er fertig zum Schleifen.

Schritt 5: Schleifen des Messerrohlings

In diesem Schritt entsteht aus dem geschmiedeten Rohling nun die eigentliche Form eines Messers, das seinen Namen auch verdient. Dazu wird die Form des Messers mit einem Edding auf den Rohling aufgezeichnet. Anschließend das Messer auf die Form zugeschnitten. Dazu kann eine einfache Flex verwendet werden. Anschließend wird der Messerohling noch von dem restlichen Zunder frei geschliffen.

Wichtig beim Herausschneiden und Schleifen des Rohlings ist, dass dieser nicht zu heiß wird. Sonst entstehen Spannungen im Stahl und das Messer könnte sich beim danach folgenden Härten verziehen. Deshalb ist es wichtig, den Messerohling regelmäßig mit Wasser zu kühlen.

Weichglühen macht Klinge biegsam

Bevor das Damastmesser scharf geschliffen wird, wird es zunächst über viele Stunden im Ofen weich geglüht. Das Weichglühen macht den Stahl wieder flexibel und biegsam und nimmt ihm etwas die Härte. Dadurch bricht es nicht so leicht, wenn es stärker belastet werden sollte. Dazu kommt das Damastmesser bei etwa 800°C in den Ofen und wird langsam heruntergekühlt.

Damastmesser schärfen:

Nun folgt der Arbeitsschritt, damit das Damastmesser auch seine Aufgabe erfüllen kann. Nämlich schneiden! Dazu wird es nach dem Härten auf seine endgültige Schärfe geschliffen. Zunächst wird mit einem grobkörnigen Schleifband vorgeschliffen. Immer feiner werdend bekommt das Damastmesser so seine Rasierschärfe, womit Tomaten im Flug geschnitten werden können.

damastmesser schleifen
Quelle: Selma ARSLAN | Shutterstock.com

Beim Schärfen ist es ebenfalls wichtig, dass die Klinge nicht zu heiß wird. Das kann besonders beim groben Schärfen der Fall sein, da hier noch relativ viel material abgetragen wird. Hier muss deshalb auf die Temperatur geachtet werden und das Damastmesser gegebenenfalls gekühlt werden.

Bevor das Damastmesser mit der feinsten Körnung geschärft wird, muss zunächst noch das Damastmuster freigelegt werden. Das geschieht durch Ätzen mithilfe einer Säure.

Ätzen mit Säure bringt Damastmuster zum Vorschein:

Nach dem Schmieden und Schleifen ist das Damastmesser optisch noch nicht von gewöhnlichen Messern zu unterscheiden. Das schöne und einzigartige Damastmuster des Messers wird erst durch das Ätzen in einer Säure freigelegt.

Die beiden Stähle im Damastmesser werden von der Säure unterschiedlich stark angegriffen. So wird zum Beispiel der Manganstahl stärker angegriffen und färbt sich dadurch schwarz. Der Nickelstahl ist widerstandsfähiger gegen die Säure und bleibt daher blank, was man als silbern in der Klinge erkennen kann.

Es können verschiedene Säuren zum Ätzen eingesetzt werden. Häufig wird jedoch Schwefelsäure oder Eisen-3-Chlorid verwendet. Wichtig ist jedoch, dass die Säure nicht zu stark dosiert ist. Sonst erkennt man Ende kein Damastmuster mehr, weil beide Stähle angegriffen wurden.

Schritt 6: Griffstück und Klinge verbinden

Am Ende der Damstmesser Herstellung erfolgt die Vereinigung von Griff und Messer. Dazu wird der vorgefertigte Griff am Erl des Messers befestigt. Ob der Griff geklebt oder geschraubt wird, hängt von der persönlichen Vorliebe ab. Beides sind gute Möglichkeiten zur Befestigung des Griffes am Messer. So gut wie alle Messer haben zwischen Erl und Klinge eine Abrundung. Diese Rundung sorgt dafür, dass die Kraft beim Schneiden gleichmäßig weitergegeben wird und das Messer nicht bricht.

Wie lange dauert die Herstellung eines Damaszenermessers?

Bei den vielen Arbeitsschritten stellt man sich die Frage, wie lange das Herstellen eines Damastmessers dauert. Je nachdem wie viele Lagen es hat, kann es länger oder kürzer dauern. Ein guter Messerschmied benötigt in der Regel für ein handgeschmiedetes Damastmesser circa 40 Arbeitsstunden.

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Bildnachweise:

Damastmesser schmieden: Artikel-ID 1319352563 © Marina Varnava | Shutterstock.com

Schmiedestahl: Artikel-ID 1124057444 © OSDG | Shutterstock.com

Geschmiedete Damaststahl: Artikel-ID 149407694 © francesco de marco | Shutterstock.com

Geschmiedete Damastklinge: Artikel-ID 620625557 © SFROLOV | Shutterstock.com

Schleifen Damastmesser: Artikel-ID 1533955964 © Selma ARSLAN| Shutterstock.com